Gedanken
Ausgrenzung mit Jesus?
In diesen Zeiten, in denen unser Leben von der Existenz eines Virus stark bestimmt wird, ist es gut, innezuhalten und sich der Frage zu stellen, wie Jesus sich heute verhalten würde.
Es gab damals zu Jesu Zeit die Aussätzigen. Weil man gelernt hat, dass diese Krankheit ansteckend ist, wurden an Aussatz erkrankte Menschen total isoliert, mussten vor den Stadttoren leben, kein gesunder Mensch durfte sich ihnen nähern; so sahen es Moral und Hygiene des mosaischen Gesetzes vor!
Aber Jesus, dem immer der Mensch wichtig war, der die innere Schönheit des Menschen erkannte, ging zu diesen erkrankten Menschen. Gegen alle Vorschriften berührte und heilte er sie sogar.
Die Zeiten sind heute andere: Trotzdem – wenn ich die ständig Angst verbreitenden Nachrichten ausblende und in mich hineinspüre, merke ich, was wesentlich ist: Den Menschen zu sehen, von Angesicht zu Angesicht, ihn zu berühren, ihm nahe zu sein. Das ist es, was letztendlich unser Menschsein ausmacht. „Jesus geht durch die Wände der Gefängnisse der Angst in den Seelen der Menschen“, wie Eugen Drewermann es in seiner Neujahrsansprache so treffend formuliert.
Die Zeiten sind heute andere. Aber die menschlichen Grundbedürfnisse sind dieselben: Nähe, körperliche Berührung, dem Gegenüber Fragen stellen und versuchen ihn zu verstehen. Nicht: ihn verurteilen und ausgrenzen, denn durch Ausgrenzung wird der Andere zum „Unmensch“, mit dem man sich nicht mehr beschäftigt. Jesus hat niemanden verurteilt, sondern im Gegenüber immer den Menschen gesucht und gesehen.
Dieses vorbehaltlose Zugehen auf den Nächsten ist eine große Herausforderung, das zeigt uns Jesus – damals wie heute.