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Idil Rack Sonntag, 29. November 2020 von Idil Rack

Gedanken im Advent

Adventszeit 2020

Der Herbst ist da: Die Blätter haben sich verfärbt, wehen uns orange, gelb, braun und rot von den Ästen entgegen. Als ein stilles, letztes Farbfeuerwerk der Natur, als letzter farbenfroher Gruß vor der kalt-nassen, matschigen, dunklen Jahreszeit. Auf meinem letzten Waldspaziergang kommt mir das Rascheln der trockenen Blätter vor wie ein geheimes Versprechen der Natur: Jetzt vergehe ich, du hörst es, aber ich komme wieder und schöner denn je. Ich atme tief ein und verspüre eine verhaltene, zu­versichtliche Freude.

Die Nächte werden länger, die Uhren sind umgestellt, Herbstwinde klappern an den Rollläden und ich bereite mich innerlich ebenfalls vor. Der eigene Garten wird winterfest gemacht, die letzte Marmelade eingekocht, die Gemütlichkeit der vier Wände rückt noch stärker in den Vordergrund (man könnte ja noch eine Wolldecke für das Sofa gebrauchen) und ganz zaghaft machen sich auch gewisse, vor­weihnacht­liche Gemütsregungen bemerkbar, denn: Die Adventszeit steht bevor. Auch wenn ich das ganze Weih­nachts­gebäck in den Regalen der Supermärkte seit September standhaft ignorieren konnte: Nun schaue ich es doch an und überlege, welches ich backen soll.

Die Adventszeit steht bevor. Die Zeit der Ankunft. Der Ankunft Got­tes auf Erden in Menschengestalt, durch die Geburt Jesus an Weih­nachten. Der Advent ist die Zeit der Lichter, der weihnachtlich-freudigen Erwartung, Vorbereitung.

„In vielfältiger Weise eine Zeit der Erinnerung, der Erwartung, der Bereitung und der Buße“, wie es Karl-Heinz Bieritz einmal formu­liert hat.

Die Zeit der Erinnerung und Erwar­tung, der Bereitung und der Buße.

Ja, doch in diesem Jahr ist alles anders.

Die Erinnerungen haften an unbeschwerten Advents- und Weih­nachtsfeiern und hinterlassen einen wehmütigen Nachgeschmack. Nichts ist momentan so, wie ich es gewohnt bin oder war. Und mit der Erwartung konzentriere ich mich momentan eher noch nicht auf Jesus Christus, sondern auf pro­fanere Anliegen: Mit wem werde ich überhaupt feiern können? Wie wer­den die Gottesdienste aussehen? Wie wird sich das ganze Pandemie­geschehen entwickeln? Habe ich genug Hefe und Toilettenpapier zu Hause?

Und wenn ich tausendmal versuche, die Gedanken auf das We­sentliche zu richten, es mag mir nicht gelin­gen. Die Bereitung bleibt vorerst eine weltliche: Ich verfolge das Geschehen in den Medien und entwerfe Pläne für verschiedene Szenarien zum Fest. Mal mit, mal ohne, mal mit nur diesen und jenen Familienangehörigen. Für den Fall A, B, C. Immer wieder. Und ich merke, es zermürbt mich.

Es zermürbt mich, weil ich gar nicht will, dass es so ist wie es ist. Ich möchte auch in diesem Corona­pandemiejahr 2020 meine Weih­nachtszeit so verleben wie immer. Alles in mir widerstrebt, weil ich meine ganze Vorstellung von „wie es zu sein hat“ nicht aufgeben möch­te. Trotz des ganzen Trainings über die vergangenen Monate, in diesem Coronajahr 2020, hinweg. Die Weihnachtszeit nicht so erleben zu können „wie immer“, finde ich, ist der Gipfel der Zumutung.

Und jetzt? Abwarten! Ab-warten!

Warten… da war doch was? Advent ist doch die Zeit des Wartens! Die Zeit des hoffnungsvollen Wartens, entgegen aller menschlichen Er­fahrung. Der Erwartung, dass das Licht doch über die Dunkelheit siegen wird. Und dass Gott es am Ende gut ausgehen lassen wird. Vielleicht geht es nicht so aus „wie es zu sein hat“ - aber es wird gut ausgehen.

Mit diesem Gedanken halte ich inne. Ich spüre, wie sich die Zermürbung leise und leicht beschämt davonschleicht. Eine innere Stimme klopft mir aner­kennend auf die Schulter und meint, dies sei die ursprüngliche Bedeutung der Buße.

Ich atme tief ein und verspüre eine verhaltene, zuversichtliche Freude. Und diese Freude hat jetzt Zeit, über die ganze Adventszeit hinweg, hoffnungs- und vertrauensvoll zu wachsen.

Idil Rack


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